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KI – kein Allheilmittel fürs Datenchaos

Mit Erschrecken habe ich zwei Dinge festgestellt: Das ist meine letzte Kolumne und ich habe noch gar nicht über künstliche Intelligenz geschrieben. Aber kaum ein Buzzword eignet sich besser für das Grande Finale.
Julia Rettig, Nagarro
17. November 2025
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Wenn heute das Buzzword „KI“ fällt, passiert häufig das Gleiche wie früher mit „Digitalisierung“: Plötzlich wird aus einer mühsamen, komplexen Aufgabe ein Innovationsprojekt mit Zukunftscharakter. „Puh, kniffliges Problem – pack da doch mal KI drauf!“, heißt es dann, als wäre KI das Allheilmittel für das Datenchaos. Die Realität sieht oft anders aus. KI ist wie ein Spiegel – und was wir ihr geben, kommt in überraschend ähnlicher Form wieder zurück.

Mythos 1: „Je mehr Daten wir in die KI packen, desto besser.“ Klingt logisch – ist aber oft falsch. Daten helfen nur dann, wenn sie zugänglich, verständlich, gut strukturiert und aktuell sind. In der Praxis liegen Informationen jedoch häufig unabhängig und isoliert in Datensilos, verteilt über Abteilungen, Systeme und Formate, vor. Wenn die KI darauf zugreifen kann, dann landet dort oft auch: Müll. Shit in, shit out, wie man so schön sagt. Was viele vergessen: Wer von guter KI redet, muss auch über Datenpflege, Prozessklarheit und Governance reden.

Ohne klar definierte Verantwortlichkeiten, transparente Datenflüsse und ordentliche Strukturen hilft auch der beste Algorithmus wenig. KI funktioniert nicht trotz schlechter Daten – sondern nur wegen guter. Bedeutet: Für den gewinnbringenden Einsatz von KI ist Datenmanagement entscheidend. Studien zeigen, dass nur ein Drittel der Unternehmen ihre Daten effizient bewirtschaften. Der durchschnittliche globale Datenreifegrad ist auf einer 5-Punkte-Skala bei 2,6. Da ist viel Luft nach oben. Erst wenn die exponentiell wachsende Datenmenge bestimmte Kriterien erfüllt, ist KI in der Lage, diese zu analysieren, Muster zu erkennen, Vorhersagen zu treffen und letztendlich eine zuverlässige Entscheidungsgrundlage zu bilden.

Mythos 2: „KI will die Weltherrschaft übernehmen!“ Dieser Mythos hält sich hartnäckig. Vermutlich, weil es spannender klingt als das, was KI wirklich ist. KI ist kein denkender Roboter und kein fühlendes Wesen. Algorithmen können viel, aber mit echter Intelligenz hat das nichts zu tun. KI will nichts. Sie versteht nichts. Und sie handelt auch nicht aus freien Stücken – sondern ausschließlich nach Mustern, mit denen sie trainiert wurde. Zugegeben: Das gelingt ihr immer besser. Kürzlich wurde ein neues Sprachmodell vorgestellt, das menschliches Verhalten erstaunlich präzise simuliert. Doch auch für diese Fähigkeit musste es zunächst mit mehr als zehn Millionen Entscheidungen aus psychologischen Experimenten trainiert werden.

Das zeigt: KI wird Berufe verändern, Jobs obsolet machen und neue schaffen. Aber sie ersetzt keine Menschen – sie verändert Arbeitsweisen. Sie ist kein humanoider Kollege, sondern ein Tool. Zugegebenermaßen aber ein sehr mächtiges Tool. Und genau da liegt der Haken: Wir reden gerne über Potenzial, aber selten über Verantwortung. Wer ist verantwortlich, wenn KI Fehler macht? Können Maschinen überhaupt Verantwortung übernehmen? Diese Fragen müssen noch abschließend beantwortet werden.

Mythos 3: „KI ist neutral und macht keine Fehler.“ Schön wär’s. KI ist nur so neutral wie die Daten, mit denen sie trainiert wurde – und die entsprechen meist Stereotypen. Wer glaubt, eine KI sei frei von Bias, sollte sich einmal automatisierte Bonitätsprüfungen oder Bewerbungsverfahren anschauen. Spoiler: Hier wird nicht trotz KI diskriminiert, sondern wegen ihr. Bias in, Bias out. Ohne kritische Prüfung in allen Phasen des KI-Lebenszyklus, menschliche Kontrolle und gute Trainingsdaten reproduziert KI schlicht das, was sie kennt – und manchmal führt das nicht nur zu ungleicher Behandlung, sondern sogar zu ungewollten Wechselwirkungen mit Cybersicherheit.

Fazit: KI ist kein Allheilmittel, aber ein Werkzeug. KI kann viel. Aber nicht alles. Und vor allem nicht von selbst. Wer sie einsetzen will, muss sich um Dinge kümmern, die gerne übersehen werden: Datenqualität. Verantwortlichkeiten. Prozesse. Trainingsaufwand. Governance. Manchmal wirkt es, als sei KI eine bequeme Ausrede geworden, die eigentliche Arbeit zu vermeiden. Aber wer sich davor drückt, gute Strukturen zu schaffen, wird am Ende keine kluge KI bekommen – sondern nur ein teures System, das dieselben Fehler macht wie vorher. Nur schneller. Also vielleicht sollten wir weniger KI draufkippen – und mehr nachdenken.

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Julia Rettig, Nagarro

Julia Rettig ist zuständig für das SAP Go-to-Market und Portfolio bei Nagarro. Sie beschäftigt sich fast ausschließlich mit SAP und einschlägigen Buzzwords.


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