Deutsche CEOs setzten auf KI


Die Stimmung in deutschen Chefetagen trübt sich weiter ein: Nur noch 72 Prozent der CEOs in Deutschland rechnen mit Wachstum für ihr Unternehmen in den kommenden drei Jahren – ein Tiefstwert gegenüber 77 Prozent im Jahr 2024, 80 Prozent im Jahr 2023 und sogar 90 Prozent im Jahr 2022. Internationale Führungskräfte sind optimistischer: 79 Prozent von ihnen erwarten ein Wachstum ihrer Unternehmen im selben Zeitraum.
Vor allem die anhaltende wirtschaftliche und geopolitische Unsicherheit zwingt viele Unternehmen, ihre Wachstumsstrategien neu auszurichten: Mehr als die Hälfte der deutschen CEOs sehen größere Übernahmen als wahrscheinlichen Schritt und setzen auf künstliche Intelligenz für mehr Effizienz und Profitabilität. Das zeigt der KPMG CEO Outlook 2025, für den weltweit 1350 Unternehmenslenker befragt wurden, darunter 125 CEOs aus Deutschland.
Die Zuversicht deutscher CEOs ist über alle abgefragten Wachstumserwartungen rückläufig: Erstmals seit Jahren verzeichnet die Studie ein Minus bei Weltwirtschaft, eigener Branche, eigenem Land und eigenem Unternehmen. Nur noch 64 Prozent der Befragten erwarten mittelfristig Wachstum der Weltwirtschaft, bei der eigenen Branche ist der Wert auf 71 Prozent gefallen. Mit Blick auf Deutschland rechnen 2025 nur noch 75 Prozent der CEOs damit, dass die heimische Wirtschaft in den kommenden drei Jahren weiter wächst.

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„Deutsche CEOs investieren in KI, entwickeln neue Kompetenzen und zeigen eine erhöhte Bereitschaft zu Übernahmen.“
Mattias Schmelzer,
CEO, Sprecher des Vorstands,
KPMG
Digitalisierung herausfordernd
Besonders die digitale Transformation bleibt eine zentrale Herausforderung:
Für 77 Prozent der deutschen CEOs sind Cybercrime und Cyberunsicherheit, für 76 Prozent die erfolgreiche Integration von KI in Geschäftsprozesse und für 72 Prozent die Qualifizierung der eigenen Belegschaft im Umgang mit KI zentrale Handlungsfelder. Trotz oder gerade wegen der trüben Konjunkturaussichten richten deutsche CEOs ihren Blick dabei zunehmend auf künstliche Intelligenz und planen erhebliche Investitionen. 68 Prozent nennen die Technologie als Top-Investitionsziel, 80 Prozent wollen im Schnitt in den kommenden zwölf Monaten mehr als zehn Prozent ihres Budgets für generative KI einsetzen. International sind es 83 Prozent.
Die deutschen CEOs erwarten kurzfristig messbare Erträge aus dem Einsatz von KI. Jeweils 18 Prozent der CEOs nennen mehr Profitabilität sowie bessere Entscheidungen und Datenanalysen als wichtigste Vorteile von KI. Neben den Vorteilen sehen die CEOs Hürden bei der Einführung von KI: Fehlende Regulierung (70 Prozent), ethische Herausforderungen (62 Prozent), hohe Kosten für die Implementierung und unzureichende Datenqualität (jeweils 58 Prozent) werden von den Befragten als besonders herausfordernd bewertet.
KI ist Hoffnungsträger
Um diesen Hürden zu begegnen, setzen sie bei der Einführung von KI vor allem auf Qualifizierung statt Stellenabbau: Fast die Hälfte (47 Prozent) investiert kurzfristig im kommenden Jahr in Weiterbildung. 73 Prozent gestalten mittelfristig in den nächsten zwei bis fünf Jahren zudem Rollen und Karrierepfade neu. Als größte Herausforderung nennen 30 Prozent die Identifikation geeigneter Kandidaten mit KI-Fachwissen.
Mattias Schmelzer, CEO, Sprecher des Vorstands von KPMG, fasst die Erkenntnisse der Studie folgendermaßen zusammen: „Deutsche CEOs sehen ihre Wachstumsaussichten im Vergleich zu ihren internationalen Kolleginnen und Kollegen skeptischer. Dennoch bleiben sie nicht passiv, sondern gestalten aktiv die Transformation. Sie investieren in künstliche Intelligenz, entwickeln neue Kompetenzen und zeigen eine erhöhte Bereitschaft zu Übernahmen. Auf diese Weise suchen Unternehmen gezielt nach Möglichkeiten, ihre Wettbewerbsfähigkeit zu steigern und ihre Zukunftsfähigkeit zu sichern.“
Für den KPMG CEO Outlook 2025 wurden im August und September 2025 weltweit 1350 CEOs großer Unternehmen befragt. Die Studie deckt elf Schlüsselindustrien ab und umfasst Führungskräfte aus Australien, China, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Indien, Italien, Japan, Kanada, Spanien und den USA. Die Unternehmen verzeichnen jährliche Umsätze von mindestens 500 Millionen US-Dollar. Der CEO Outlook 2025 ist die elfte Ausgabe dieser Reihe.


