Datenbrille im Hochregal
Um die Augmented-Reality-Datenbrille Google Glass im industriellen Umfeld zu nutzen, hat der Implementierungspartner Nxtbase diverse Erweiterungen und Anpassungen vorgenommen.
Das Betriebssystem wurde modifiziert, damit keine Kommunikation nach außen bzw. mit dem Internet möglich ist. Weiterhin wurde eine leistungsfähige WLAN-Anbindung umgesetzt.
Die Lager-Anwendung kann durch den Anwender nicht verlassen werden, was u. a. Foto- oder Videoaufnahmen durch die Kamera verhindert.
Mit der Datenbrille sind die im Lager relevanten Prozesse der Einlagerung und Auslagerung in Echtzeit mit direkter SAP-Anbindung durchführbar. Der Lagerarbeiter erhält alle Information, die für den jeweiligen Arbeitsprozess relevant sind, direkt auf der Brille aus dem produktiven SAP-System angezeigt.
Einlagerung und Auslagerung
Bei der Einlagerung liegt das Material zunächst auf einem sogenannten SAP-Schnittstellenlagertyp. Dort nimmt der Mitarbeiter das Material auf und scannt den zugehörigen Wareneingangsschein.
Nun sieht er alle relevanten Informationen wie Material, Menge, Charge, Sonderbestand usw. auf der Datenbrille. Er prüft die Menge und kann diese bei Abweichung auf der Datenbrille per Wischbewegung im Feld Menge anpassen.
Nun lagert er das Material auf den Lagerplatz ein. Per Scanvorgang wird dieser Lagerplatz eingegeben und dann an SAP übermittelt. Handelt es sich um einen für das Material zulässigen Lagerplatz, kann der Mitarbeiter per TAP (einmaliges Tippen auf dem Touchpad der Datenbrille) an der Datenbrille die Verbuchung durchführen und damit die Einlagerung des Materials abschließen.
Bei der Kommissionierung, also der Auslagerung von Materialien aus dem Lager, erhält der Mitarbeiter nach einer im SAP Customizing festgelegten Priorisierung die einzelnen Transportaufträge auf der Datenbrille angezeigt.
Er geht dann zunächst zu dem im Display angezeigten Lagertyp und dann an den angezeigten Lagerplatz. Dort entnimmt er das angeforderte Material in der jeweils gewünschten Menge.
Sollte hierbei die angeforderte Menge nicht vorhanden sein, so kann er diese auf der Datenbrille, wie schon bei der Einlagerung beschrieben, anpassen. Um sicherzustellen, dass der Mitarbeiter auch das richtige Material aus dem richtigen Fach entnommen hat, muss er den Lagerplatz per Scanvorgang bestätigen.
Ist der Lagerplatz korrekt, kann er per TAP auf der Datenbrille die Verbuchung im SAP durchführen und anschließend den nächsten Transportauftrag bearbeiten.
Ein direkter Draht zu den Hochregalen
Eine Besonderheit stellt die direkte Anbindung der Hochregallifte an die Datenbrille dar. Wird auf der Datenbrille ein Material angefordert, das im Lift gelagert ist, wird automatisch das entsprechende Tablar aus dem Lift vorgefahren und der Mitarbeiter kann das Material entnehmen. Weiterhin kann der Mitarbeiter per Menü auf der Datenbrille einzelne Tablare herein- und herausfahren.
Die Ansteuerung der Lifte erfolgt in der Programmiersprache Abap im SAP. Hier wird zunächst anhand der Lagerplatzstruktur erkannt, dass der Lagertyp ein Lift ist, und die Liftnummer sowie das Tablar gefunden.
SAP kommuniziert nun direkt per SOAP-Protokoll ohne zwischengeschaltete Middleware mit der Liftsteuerung und diese fährt das Tablar, auf dem sich das zu entnehmende Material befindet, vor.
Die Kommissionierung und die Einlagerung am Lift per Datenbrille verlaufen dann genau wie im klassischen Lager. Durch Scannen des Lagerplatzes (Barcode) wird die korrekte Entnahme sichergestellt und per TAP am Bügel der Datenbrille an SAP gesendet. Stimmen Lagerplatz und Entnahmemenge, wird der Vorgang im SAP direkt verbucht.
Weitere Vorteile in Sicht
Um in Zukunft noch mehr von den Augmented-Reality-Technologien zu profitieren, werden neue Datenbrillen sowie weitere Funktionen wie z. B. die visuelle Kennzeichnung von Lagerplätzen oder die Unterstützung durch Pick by Voice vom Projektteam getestet.
1 Kommentar
Jörg Jonas-Kops
Hallo Hallo,
wir von nxtBase technologies haben die Lösung zusammen mit MAN entwickelt, wobei es mittlerweile eine komplett sprachgesteuerte Variante gibt, die wir auf der CEMAT2018 zusammen mit Haenel vorgestellt haben.
Grüße
Jörg Jonas-Kops