Cloud Business Transformation
Der finnische Chemiekonzern Kemira mit Sitz in Helsinki (5000 Mitarbeiter, 3,6 Milliarden Euro Jahresumsatz, 63 Produktionsstandorte und Vertrieb in mehr als 100 Ländern) hat den Umstieg in die Cloud realisiert. Das Unternehmen hat dabei nicht nur die bestehende SAP-ERP-Welt in die S/4-Hana-Private-Cloud (On-prem-Modell) gehoben, sondern eine komplette globale Prozess- und Systemlandschaft auf Basis der SAP Intelligent-Enterprise-Architektur etabliert.
Sämtliche Geschäftsprozesse, alle Geschäftsbereiche und Legal-Einheiten der weltweiten Kemira-Organisation waren involviert. Insgesamt 60 Systeme wurden in die Cloud gehoben. Das Programm setzte fünf eng verzahnte Initiativen zeitgleich um: die S/4-Transformation, die Neugestaltung des Finanzwesens, die Einführung von SAP Datasphere als Enterprise Data Warehouse, eine Digital Data Excellence-Initiative und die Komplettmigration von 360 On-prem-Schnittstellen auf die SAP Integration Suite.
„Die neue unternehmensweite Lösung in Kombination mit Innovationen und einer soliden globalen Basis für die Unternehmenssteuerung gibt uns die Möglichkeit, datengetriebene Geschäftsmodelle zu nutzen, unsere Kundenbeziehungen zu verbessern und uns auf Nachhaltigkeit zu konzentrieren. Kemira ist damit Vorreiter einer neuen Generation von Unternehmenslösungen und Pionier einer umfassenden Cloudifizierung von SAP-Business-Architekturen“, erklärt Taras Podbereznyj, CIO bei Kemira und verantwortlich für das Innovationsprojekt.
Wir wussten, mit dem richtigen Zeitpunkt der -Umstellung wird unser Wettbewerbsvorteil umso größer sein.
Taras Podbereznyi, CIO, Kemira
Big Bang mit Erfolg
Die Produktivsetzung der Initiativen erfolgte im Big Bang, die Implementierung wurde in 15 Monaten abgeschlossen. „Das Ergebnis ist ein Lehrstück in Sachen schneller Wertschöpfung: 100 Prozent des Konzernumsatzes werden seither über die neue Unternehmensplattform End-to-End, unternehmens- und weltweit abgewickelt“, sagt Rainer Wittwen, CEO bei cbs.
Der reibungslose Systemumstieg erfolgte für alle Einheiten an einem Go-live-Wochenende, und das über drei Zeitzonen hinweg. Das Thema Business Continuity hatte beim Cutover höchste Priorität. Alle zum Kerngeschäft von Kemira gehörenden Geschäftsprozesse liefen mit vollem Durchsatz zu den Geschäftszeiten weiter, ohne dass ein aufwändiger Ramp-down der Geschäftsaktivitäten vor der Migration und ein entsprechend langwieriges Hochfahren nach Go-live nötig wurden. Es war eine Transformation nach dem Vorbild eines chirurgischen Eingriffs: minimalinvasiv und ohne Störung des laufenden Betriebs.
Genutzt wurde der Near-Zero-Downtime-Ansatz, der den Ausfall der operativen Systeme auf ein Minimum reduziert. Die technische Transformation erfolgte als selektive Datenmigration mit der Standardsoftware cbs ET. Sie umfasste 400 SAP-Werke und 58 Buchungskreise in 37 Ländern. Über vier Milliarden Datensätze wurden migriert. 3000 Systemanwender weltweit waren von der Umstellung betroffen.
Die bestehende Technikplattform von Kemira war in die Jahre gekommen. Der Umstieg auf S/4 ist alternativlos. „Wir wussten, mit dem richtigen Zeitpunkt der Umstellung wird unser Wettbewerbsvorteil umso größer sein. Wir haben uns daher bewusst dafür entschieden, unserer Konkurrenz einen Schritt voraus zu sein und gleichzeitig mit einer schnellen Transformation ein Sprungbrett für weitere Innovationen zu schaffen“, erklärt Taras Podbereznyj, CIO bei Kemira.
Um beim Wechsel von der alten On-prem-Welt in die neue Cloud-Architektur die richtige Balance zwischen Transition und Transformation zu finden, startete Kemira eine Vorstudie. „Der maßgeschneiderte Transformationsansatz von cbs hat uns dabei geholfen, den richtigen Mix aus Innovation und Transformation zu finden. Man kann nicht alles neu machen, das würde den Projektrahmen sprengen. Zudem hatten wir schon eine ganze Reihe modernster Prozesse etabliert, die wir als Best Practice für die Zukunft sichern wollten“, erklärt Podbereznyj.
Margin Analysis für FI
Im Finanzbereich hat sich Kemira durch die Transformation komplett neu aufgestellt. Mit der Einführung der neuen Margin Analysis kann der Finanzbereich die Ergebnis- und Marktsegmentbetrachtung mit einem hohen Maß an Genauigkeit durchführen und granular steuern.
Er verfügt nun über eine gestufte Deckungsbeitragsrechnung inklusive eines abweichungsorientierten Controllings auf Konten-Ebene. Hinzu kamen die Einführung des neuen Hauptbuchs, die Währungsumstellung und die Implementierung der Konzernbewertung, die Einführung der neuen Anlagenbuchhaltung und die Einführung des Financial Supply Chain Management (FSCM).
Digital Data Excellence ist für Kemira ein strategisches Asset für die Zukunft. Durch das Leap-Projekt gelang es Kemira, sein Datenmanagement grundlegend zu modernisieren und auf eine neue Innovationsstufe zu heben. „Mit der Einführung von SAP Datasphere als zentrales Enterprise Data Warehouse für das Finanz-reporting und der SAP Analytics Cloud als Planungstool erreichen wir ein neues Niveau im Datenmanagement. Wir sind weltweit eines der ersten Unternehmen, die Datasphere als Enterprise Data Warehouse nutzen, und daher ein Pionier im SAP-Analytics-Umfeld. Wir sind bereits dabei, die Nutzung von Datasphere und Analytics Cloud auf andere Prozessbereiche auszudehnen, um einen Mehrwert aus den Daten für unsere Geschäftssteuerung zu gewinnen“, freut sich CIO Podbereznyj. Kemira ist damit auf dem besten Weg zu einer Data Driven Company und in der Lage, neue datengetriebene Geschäftsmodelle zu realisieren.
Datasphere und Analytics Cloud
„Die Analytics Cloud fungiert als Front-end und Datasphere als Backend. Es ist eine zukunftssichere Lösung, die technologisch State of the Art ist, das Beste aus beiden Welten vereint und einfach erweiterbar und skalierbar ist. So profitiert Kemira immer automatisch von den Erweiterungen und Updates, die SAP liefert“, erklärt Hendrik Sander, Projektleiter bei cbs.
„Kemira ist der erste Industriekunde in dieser Größenordnung, der den Beweis erbracht hat, dass man sein gesamtes Finance-Reporting über Datasphere laufen lassen kann“, freut sich Roland Werp, Senior Manager im Bereich Business Intelligence bei cbs.
Auch im Bereich Integration und Middleware setzt das Projekt Maßstäbe. Es umfasste die Migration aller 363 On-prem-Schnittstellen im ERP von SAP Process Integration zur SAP Integration Suite in der Cloud, integriert und abgestimmt mit allen Meilensteinen zum S/4-Transformationsprojekt. „Das war ein Vorhaben von höchster Komplexität, nach unserem aktuellen Kenntnisstand die bislang größte Schnittstellen-Migration in die Cloud in der Industrie weltweit“, ordnet Holger Himmelmann den Scope ein. Er ist Consulting Director im Bereich Enterprise Integration bei cbs. Der Big-Bang-Go-live der migrierten Schnittstellen fand am selben Tag statt wie der S/4-Hana-Go-live.
„Kemira hat den Sprung in die Cloud Company geschafft und seine komplette Prozesswelt digitalisiert. Damit hat der Konzern nun eine optimale Ausgangsposition. Mit der implementierten Plattform kann das Unternehmen an alle Folge-Entwicklungen der SAP anknüpfen und ist technologisch immer State of the Art. Das ist ein echter Innovationsvorsprung gegenüber anderen Firmen, die diese Entwicklungsstufe womöglich erst in fünf Jahren erreichen“, erklärt Rainer Wittwen, CEO bei cbs.