SAP Fiori – Bestellung per Swipe
Was die Oberflächen betrifft, hatten es die SAP-Nutzer bisher nicht gerade leicht, unterstreicht Jürgen West, der als Partner für die Entwicklungsabteilung von Apsolut verantwortlich ist.
Tatsächlich sind die herkömmlichen SAP-GUI-Transaktionen sehr komplex in der Handhabung, da sie für die umfassende Bearbeitung kompletter Geschäftsobjekte ausgelegt sind und viele Informationen und Schaltflächen umfassen, die nicht für jeden Anwendungsfall benötigt werden.
Zudem speichern sie die erforderlichen Informationen häufig an separaten Stellen, von denen sie von den Nutzern bei Bedarf aufwändig zusammengesucht werden müssen.
Übersichtliche Kacheloptik
Mit den SAP-Fiori-Apps hat sich dies grundlegend geändert. So können die Anwender heute bereits zwischen einigen hundert Anwendungen wählen, die von SAP auf Basis von SAP UI5 entwickelt wurden, um SAP-Transaktionen heruntergebrochen auf typische, einfache Anwendungsfälle bereitzustellen.
Dabei ist vorgesehen, die einzelnen Apps in ein rollenbasiertes Launchpad in übersichtlicher Kachel-Optik zu integrieren. Den Anwendern stehen damit einzelne kleine Bausteine zur Verfügung, mit denen sie bestimmte Prozesse auslösen können.
Auch wenn sich dahinter sehr komplexe Abläufe, wie Genehmigungs-Workflows, Urlaubsanträge oder Anfragen bei Lieferanten verbergen, können diese mit wenigen Klicks ausgelöst und bearbeitet werden.
Für Unternehmen bedeutet SAP Fiori beschleunigte Prozesse und damit eine spürbare Kostensenkung.
Gesteigert werden diese Vorteile dadurch, dass die Fiori-Apps sowohl auf dem Desktop-PC als auch auf mobilen Endgeräten laufen, ob Tablet oder Smartphone.
Da sich die Anwendungsoberfläche optimal an die eingesetzte Hardware anpasst, können die Anwender mit ihren Endgeräten jederzeit und überall auf die benötigten SAP-Funktionen zugreifen.
Das heißt konkret: Sie arbeiten mobil noch produktiver und sparen weitere Arbeitszeit ein, weil sie bestimmte Aufgaben auch unterwegs erledigen können.
Anforderer und Genehmiger profitieren
Auch im SAP-basierten Einkauf wird der Mehrwert von Fiori – die italienische Bezeichnung für Blumen – deutlich.
Dies gilt für die transaktionalen Fiori-Apps, in denen Programme und Aktionen ausgeführt werden, genauso wie für die analytischen Apps, mit denen Kennzahlen ermittelt und überwacht werden können.
Hinzu kommen die Infoblätter, die kontextbezogene Informationen und die wichtigsten Aspekte von zentralen Objekten anzeigen, die im Rahmen der einzelnen Geschäftsvorgänge verwendet werden.
So profitieren Anforderer davon, dass sie ihre Bestellungen mit SAP Fiori schneller und einfacher aufgeben können, und zwar unabhängig vom Ort, an dem sie sich gerade befinden.
„Ein anschauliches Beispiel dafür liefert der Baustellenmitarbeiter, der vor Ort feststellt, dass bestimmte Baumaterialien auszugehen drohen“
„Statt ins Büro zurückkehren zu müssen, um dort umständlich den eigenen Rechner hochzufahren, kann dieser Mitarbeiter auf seinem Smartphone die Fiori-App zum Einkaufen öffnen und die benötigten Materialien direkt per Swipe bestellen.
Durch Nutzung der nativen Funktionen eines Smartphones, zum Beispiel der Kamera, kann er auch den Barcode eines Materials scannen. Dies bietet natürlich eine extrem hohe Flexibilität.“
Ähnliche Vorteile ermöglicht SAP Fiori den Genehmigern in den Fachabteilungen, die auch dann, wenn sie unterwegs sind, die Freigaben besonders schnell und einfach erteilen können.
Weitere Effizienzsteigerungen mit den mobilen Fiori-Apps können zum Beispiel umgesetzt werden, wenn ein Lagerarbeiter seine Lagerfächer mit einem QR-Code beschriftet, in dem alle relevanten Informationen enthalten sind: Material, Lieferant, Preis, Lagerort und Anlieferstelle.
Muss Nachschub geordert werden, scannt der Lagerarbeiter einfach den vorhandenen QR-Code mit seinem mobilen Endgerät ein und sendet seine Bestellung per Fiori-App direkt an den Lieferanten.
Darüber hinaus ist es mit den analytischen Fiori-Apps für die Manager erheblich leichter, jederzeit und überall den Überblick über die Situation im Einkauf zu behalten.
Sie haben die Möglichkeit, schnell und einfach Auswertungen und Kennzahlen zu erhalten, zum Beispiel zu Lieferanten, Warengruppen und Bestellungen.
Dadurch können die Manager an weltweit jedem Ort auf aktuelle Geschäftsentwicklungen oder kurzfristige Skontierungs- oder Rabattmöglichkeiten bei Lieferanten reagieren.
Anforderungen an ein Einführungsprojekt
Unternehmen, die die SAP-Fiori-Apps für ihren Einkauf einführen möchten, sollten zunächst ihre konkreten Anforderungen an die neuen Lösungen definieren.
„Vor Projektbeginn muss genau geklärt sein, wozu die Mitarbeiter durch den Fiori-Einsatz befähigt werden sollen“
Die Ergebnisse werden in einem Rollenkonzept abgebildet, das festlegt, welche Nutzer auf welche Fiori-Apps zugreifen können.
Im nächsten Schritt empfiehlt sich eine Prüfung, ob die kundenindividuellen Anforderungen mit den Standard-Apps von SAP abgedeckt werden können. Falls nicht, besteht die Möglichkeit, den SAP-Standard entweder anzupassen und weiterzuentwickeln oder komplett neue Apps zu programmieren.
Für die Entwicklung eigener Fiori-Apps ist es von großem Vorteil, dass SAP verschiedene Templates als Basisvorlagen anbietet. Somit muss die Erstellung nicht bei null beginnen, sondern kann auf die Hälfte des üblicherweise benötigten Zeitaufwands reduziert werden.
Zur Unterstützung der Implementierung stellt SAP das Browser-basierte Entwicklungswerkzeug Web IDE bereit, es kann aber auch ein anderes Entwicklungs-Tool verwendet werden.
Unternehmen profitieren davon, dass sich neue Fiori-Apps auf diese Weise innerhalb weniger Tage programmieren lassen, je nach Komplexität.
Programmierer
Für die optimale Umsetzung von Fiori-Projekten im Einkauf bietet es sich an, einen erfahrenen Beratungspartner an Bord zu holen, der SAP-Technologie- mit Prozesswissen kombiniert.
Dieser Partner sollte ein Unternehmen unterstützen, die Fiori-Apps zu installieren, im Rahmen kundenspezifischer Rollen- und Berechtigungskonzepte einzurichten und mit dem SAP Gateway in die vorhandene SAP-Systemlandschaft zu integrieren.
Darüber hinaus empfehlen sich Beratungshäuser, die ihre Kunden zusätzlich mit einem Kursangebot beim Eintritt ins Fiori-Zeitalter unterstützen können.
Ein Beispiel dafür sind Schulungen, bei denen die Programmierer innerhalb weniger Tage das Rüstzeug für die Entwicklung und Installation eigener Fiori-Apps vermittelt bekommen.
Cloud, On-Premise oder Hybrid?
„Auf die Expertise eines Beratungshauses für den SAP-basierten Einkauf sollten auch Kunden setzen, die vor der Frage stehen, ob sie die Fiori-Apps lieber als Cloud-, On-Premise- oder Hybrid-Lösungen beziehen möchten“
Dazu müssen die Anforderungen unter die Lupe genommen werden, die ein Unternehmen zum Beispiel an die Datensicherheit oder an den Schutz vorhandener Investitionen hat.
In diesem Zusammenhang kommt der SAP Hana Cloud Platform (HCP) künftig eine wachsende Bedeutung zu. Denn die auf In-memory-Technologie basierende Plattform stellt neue Services bereit, die die Erweiterung, Anpassung, Verwaltung und Implementierung von SAP-Fiori-Apps erleichtern – sowohl in On-Premise- als auch in Cloud-Umgebungen.