Abap auf der SAP Cloud Platform – eine gute Sache?


Das Thema Abap und SCP (SAP Cloud Platform) wird seit der Bekanntgabe heiß diskutiert. Wie viele Kunden dieses Angebot nutzen, bleibt abzuwarten. Aber dieser Schritt ist mehr als nur eine weitere Programmiersprache, in der man Apps auf der SCP entwickeln kann. Diese Weiterentwicklung ist zum einen technologisch für den Abap-Server und zum anderen für die Abap- Community ein Meilenstein.
Die „SAP Cloud Platform Abap Environment“, wie der offizielle Name des Angebots auf der SCP heißt, oder etwas kürzer und prägnanter Abap-PaaS (Platform as a Service), wird zu Recht kontrovers diskutiert.
Kritiker fragen sich, wieso eine proprietäre Programmiersprache, die 1983 das Licht der Welt als „Allgemeiner Berichtsaufbereitungsprozessor“ erblickt hat, auf eine PaaS- Umgebung portiert wird?
Für die Entwicklung von leichtgewichtigen Mircoservices, die in Containern leben, ist Abap-PaaS schon wegen der benötigten SAP-Hana-Datenbank eher nicht geeignet. Trotzdem gibt es gute Gründe für SAP, diese Investition zu machen.
Die Abap-Entwickler-Community ist im Vergleich zu den Communitys anderer Programmiersprachen nicht dafür bekannt, besonders innovativ zu sein. Dies lässt sich zum Beispiel an den neuen Abap Development Tools (ADT) auf Eclipse-Basis erkennen.
Diese wurden bereits 2011 vorgestellt und ausgeliefert. Trotz neuer Artefakte, wie Core Data Services, die sich nur mit ADT entwickeln lassen, ist die Verbreitung bei SAP-Bestandskunden immer noch überschaubar.
Mit Abap-PaaS fällt die Ausrede, dass das Thema Entwicklung in der Cloud für Abap- Entwickler uninteressant ist, weg. SAP hat damit den Abap-Entwicklern den Weg in die Cloud geebnet. Dadurch wurden gleichzeitig auch Investitionen von SAP, Partnern und Kunden in das Abap-Know-how der Mitarbeiter gesichert.
Es gibt auch technische Aspekte, die betrachtet werden sollten: Bei der ganzen Diskussion um den Mehrwert von Abap-PaaS sollte nicht vergessen werden, dass es schon zwei SaaS-Angebote (Software as a Service) auf Abap-Basis gibt, nämlich S/4-Hana-Cloud und Business by Design, dessen CRM-Angebot heute unter Cloud4Customer bekannt ist.
Trotzdem sind die Angebote nicht wirklich vergleichbar, da Abap-PaaS die Chance nutzt, alte Zöpfe abzuschneiden, und auch nicht den vollen Sprachumfang und nicht alle Re-Use-Komponenten des NetWeaver-Application-Servers bietet.
Es handelt sich im Vergleich zu einem altbekannten NetWeaver-App-Server um eine sehr abgespeckte Laufzeitumgebung, die allerdings nur in Kombination mit einer Hana-Datenbank auf der SCP angeboten wird.
Man kann sich durchaus vorstellen, dass SAP Eigeninteresse daran hat, den Ressourcen-Fußabdruck von Abap-Systemen in der Cloud kleiner zu machen. Mit der Transformation vom Softwarehersteller zum Cloud-Anbieter wird der Ressourcen-Hunger der eigenen Produkte vom Kostenfaktor der Kunden zum eigenen der SAP.
Da es laut aktueller Roadmap keine neue Version des SAP-NetWeaver-Application- Servers mehr geben wird, wird Abap-PaaS als die Plattform für Kunden- und Partnererweiterungen auf Abap-Basis von SAP positioniert.
Um S/4-Hana-Systeme möglichst einfach updaten zu können und somit von den Innovationen der SAP profitieren zu können, sollten Erweiterungen nicht direkt im S/4 gemacht werden, sondern möglichst in einer separaten Umgebung.
Eine Möglichkeit dafür ist nun Abap-PaaS. Ganz nach dem Motto von Björn Goerke: „Keep the core clean.“ (Siehe auch TechEd-Keynote Barcelona 2018.)
