Strategische Chance: S/4 mit Bluefield


Ein Projekt, das oft mit Herausforderungen wie begrenzten Budgets, dem Druck zur schnellen Integration von Innovationen und dem näher rückenden Wartungsende bewährter Altsysteme assoziiert wird. Doch es gibt einen Weg, diese Komplexität nicht nur erfolgreich, sondern äußerst effizient zu meistern. Der Bluefield-Ansatz hat sich dabei als echter Gamechanger erwiesen, wie ein Praxisbeispiel aus der deutschen Automobilindustrie eindrucksvoll belegt.
Der Zwang zum Aufbruch
Zögern ist keine Option mehr: Der Stichtag 2027 bzw. 2030 markiert für viele Unternehmen eine klare Deadline: Das Wartungsende für die älteren SAP-ERP-Systeme naht. Doch der eigentliche Handlungsdruck ist weit größer. SAP investiert die gesamte Innovationskraft ausschließlich in die S/4-Cloud-Plattform. Das bedeutet: Wer heute noch in Altsysteme investiert, verbrennt Kapital. Diese Investitionen haben keine Zukunft und können mit den neuesten technologischen Entwicklungen nicht Schritt halten.
Gerade in einer Zeit, in der Quantensprünge in disruptiven Technologien wie der künstlichen Intelligenz stattfinden, ist deren Nutzung für den Geschäftserfolg unerlässlich. KI wird die Art und Weise, wie SAP-Systeme arbeiten, grundlegend verändern. Diese entscheidenden Innovationen bleiben im alten ERP-System unerreichbar. Steigende Supportkosten für Altsysteme verblassen im Vergleich zu den entgangenen Innovationspotenzialen und den damit verbundenen verlorenen Wettbewerbsvorteilen. Für das Topmanagement bedeutet dies: Wer jetzt zögert, verspielt nicht nur technologischen Fortschritt, sondern auch entscheidende Marktchancen. In diesem Zusammenhang ist es auch unbedingt notwendig, die vorhandene analytische Landschaft hinsichtlich ihrer KI-Strategie zu untersuchen.
Clevere Synthese: Bluefield
Unternehmen, die vor der S/4-Migration stehen, diskutieren meist drei Hauptansätze: Greenfield (komplette Neuimplementierung), Brownfield (1:1-Systemkonvertierung) und Bluefield (selektive Datenmigration). Jeder hat seine Berechtigung, doch der Bluefield-Ansatz vereint die Stärken der anderen Strategien und minimiert deren Nachteile – eine intelligente Wahl für Führungskräfte, die Effizienz und Wertmaximierung suchen. Ein führender deutscher Automobilhersteller, ein Paradebeispiel für kontinuierliches Wachstum und Erfolg, stand 2022 vor einer einzigartigen Herausforderung: Eine ursprünglich auf drei Jahre angelegte SAP-Transformation sollte von zwei auf unter ein Jahr verkürzt werden.
Die Ziele waren klar definiert: Der Funktionsumfang musste identisch bleiben, die Kosten gesenkt und die internen Ressourcen – die in diesem Unternehmen nicht primär auf IT-Großprojekte ausgerichtet sind – optimal geschont werden. Ein reiner Brownfield-Ansatz wäre zu zeitaufwendig gewesen, da er oft langwierige Vorprojekte erfordert und kaum Raum für funktionale Neuerungen lässt. Auch der immense Testaufwand wäre in der knappen Zeit kaum zu stemmen gewesen. Ein Greenfield-Ansatz schied angesichts einer gut funktionierenden bestehenden Systemlandschaft und des damit verbundenen Projekt- und Ressourcenaufwands von vornherein aus.
Bestes aus allen Welten
Die Entscheidung fiel auf den Bluefield-Ansatz – eine Wahl, die sich als richtig erwies, denn er bietet das Beste aus allen Welten: Effizienz und Schnelligkeit: Bewährte Funktionalitäten können übernommen und optimiert implementiert werden. Langwierige Vorprojekte entfallen; komplexe Themen wie Business-Partner und das neue Hauptbuch lassen sich während der Transformation umsetzen.
Reduzierter Aufwand: Die Zahl der Testzyklen wird auf ein Minimum reduziert. Das entlastet Ressourcen und ermöglicht den Fokus auf wertschöpfende Aufgaben wie Prozessoptimierungen.
Prozessoptimierung im Fokus: Der Ansatz bietet die Flexibilität, Prozesse anzupassen, zu optimieren oder neu einzustellen, ohne die Projektlaufzeit übermäßig zu verlängern – entscheidend in dynamischen Zeiten.
So funktioniert Bluefield
Das Herzstück des Bluefield-Ansatzes, oft auch als Empty Shell Conversion bezeichnet, ist ein präzise orchestrierter Prozess, der maximale Kontrolle und Effizienz ermöglicht:
Leere Hülle: Zunächst wird eine Kopie des produktiven Altsystems (ECC-System) erstellt, die von Stamm- und Bewegungsdaten bereinigt wird – eine „leere Hülle“ entsteht.
Die S/4-Basis: Diese Empty Shell wird anschließend konventionell nach S/4 konvertiert. Dies bildet den technischen Grundstein.
Prozesse und Customizing: In dieser S/4 Hana Empty Shell können Unternehmen das Customizing für neue Prozesse vornehmen. Neue Funktionalitäten wie das neue Hauptbuch oder Simplifizierungen aus S/4 werden optimal genutzt und eingeführt. Das Ergebnis ist eine perfekt angepasste leere Systemhülle. Selektive Datenmigration: Im vierten Schritt erfolgt die eigentliche „Magie“: Mit leistungsstarken Tools wie der Crystal Bridge werden die relevanten Daten aus dem Altsystem selektiv in das neue, optimal konfigurierte S/4-System migriert.
Das Ergebnis ist ein maßgeschneidertes, hochperformantes S/4-System, das bewährte Prozesse integriert sowie neue Funktionalitäten bietet, und all dies mit einer drastisch verkürzten Projektlaufzeit und einem geringeren Ressourcenaufwand. Im Fall des genannten Automobilherstellers konnten sogar alle Daten migriert werden, ohne das Altsystem weiterbetreiben oder dekommissionieren zu müssen.
Erfolgsfaktoren
Der erfolgreiche Go-live bei dem deutschen Automobilhersteller, der sogar zwei Monate vor dem ambitionierten Ziel erreicht wurde, liefert wertvolle Einblicke für andere Unternehmen und bestätigt die strategische Tragfähigkeit des Bluefield-Ansatzes: Ein entscheidender Erfolgsfaktor war die Partnerschaft auf Augenhöhe zwischen dem Kunden und dem Dienstleister. Gerade bei Projekten dieser Größenordnung zeigt sich, wie wichtig gegenseitiges Vertrauen und ein gemeinsames Zielverständnis sind. Nur wenn beide Seiten als echte Partner agieren, lassen sich komplexe Transformationsprojekte nachhaltig umsetzen.
Ebenso zentral war die fundierte Analyse im Vorfeld. Die Discover- und Prepare-Phase wurde mit einem hohen Maß an Gründlichkeit durchgeführt. Dazu gehörten unter anderem umfassende Systemanalysen und technische Prüfungen, die potenzielle Risiken frühzeitig identifizierten. Besonders der Compatibility Scope wurde intensiv geprüft – ein kritischer Schritt, der spätere Komplikationen zu vermeiden half. Ein weiterer Erfolgsfaktor war die frühzeitige Planung der benötigten Infrastruktur. In einer Zeit angespannter Lieferketten stellte sich die rechtzeitige Bereitstellung als besonders sensibel heraus. Verzögerungen in diesem Bereich hätten erhebliche Auswirkungen auf den Gesamtzeitplan haben können. Das Projektteam begegnete diesem Risiko mit klarer Priorisierung und vorausschauender Steuerung.
Die Entscheidung, im Zuge der S/4-Transformation auch die Infrastruktur in die Cloud zu verlagern, erwies sich als strategisch klug. Sie ermöglichte nicht nur technische Modernisierung, sondern schuf zugleich mehr Flexibilität und Zukunftsfähigkeit. Die Cloud-Migration wurde dabei nicht als zusätzliches Projekt betrachtet, sondern als integraler Bestandteil der Gesamtstrategie. Ein Vorteil des gewählten Bluefield-Ansatzes lag in der flexiblen Go-live-Planung. Anders als bei klassischen Transformationspfaden konnte der Go-live unabhängig vom Geschäftsjahresabschluss terminiert werden. Diese Entkopplung reduzierte Komplexität und half dabei, den optimalen Zeitpunkt für den Systemwechsel zu finden.
Trotz aller Optimierungen musste der notwendige Buchungsstopp während der finalen Systemumstellung präzise abgestimmt werden. Besonders die enge Zusammenarbeit mit den betroffenen Fachbereichen war hier entscheidend. Nur durch exakte Zeitplanung und klare Kommunikation konnte die Downtime so gering wie möglich gehalten und reibungslos umgesetzt werden. Die Erfolgsgeschichte des Automobilherstellers beweist, dass der Bluefield-Ansatz eine strategisch kluge und praktisch umsetzbare Lösung für die S/4-Transformation darstellt. Er ermöglicht es, die digitale Transformation nicht nur zu bewältigen, sondern als Beschleuniger für Wachstum und Innovation zu nutzen – und das mit Highspeed.