Wettbewerbsfähigkeit
Gleichzeitig berichtet knapp die Hälfte der Unternehmen von Problemen bei der Digitalisierung, 2023 waren es erst 39 Prozent. Das sind Ergebnisse einer Befragung von 606 Unternehmen ab zwanzig Beschäftigten in Deutschland im Auftrag des Digitalverbands Bitkom. „Wir sehen in vielen Unternehmen verstärkte Bemühungen, die Digitalisierung voranzutreiben. Zu oft bleiben sie aber bei Diskussionen stehen und kommen noch nicht in die Umsetzung“, sagt Bitkom-Präsident Ralf Wintergerst. „Jedes einzelne Unternehmen benötigt jetzt eine Kraftanstrengung, um bei der Digitalisierung von der Planung in die Umsetzung zu kommen. Analoge Geschäftsmodelle sind keine Antwort auf einen sich verschärfenden Wettbewerb. Das Management ist gefordert, die Chancen der Digitalisierung zu ergreifen.“
So beklagt die große Mehrheit der Unternehmen, dass äußere Rahmenbedingungen ihre Digitalisierung ausbremsen. Dazu gehören gestiegene Energiekosten, fehlende Wachstumsdynamik, die Unterbrechung von Lieferketten sowie die Inflation und das hohe Zinsniveau. Beim Blick auf die Investitionen in die Digitalisierung ergibt sich ein gespaltenes Bild. So wollen sieben Prozent deutlich mehr in die Digitalisierung investieren als noch 2023 und 14 Prozent etwas mehr. Und rund die Hälfte will die Investitionen in unveränderter Höhe fortführen. „Überwiegend stabile oder sogar steigende Digitalinvestitionen sind angesichts der konjunkturell schwierigen Situation und der zahlreichen Regulierungseingriffe unter dem Strich ein positives Signal“, so Wintergerst.
Die große Mehrheit der Unternehmen geht die Digitalisierung strategisch an. Nur noch sieben Prozent haben keine Strategie zur Bewältigung des digitalen Wandels. Im vergangenen Jahr waren es noch elf Prozent. Rund jedes dritte Unternehmen hat inzwischen eine unternehmensweite Digitalstrategie entwickelt, 60 Prozent haben sie zumindest in einzelnen Unternehmensbereichen. „Die Unternehmen stellen sich strategisch pro Digitalisierung auf, entwickeln Strategien und Konzepte und richten auch interne Steuerungseinheiten ein. Es mangelt allerdings an den nötigen Investitionen“, erklärt dazu Ralf Wintergerst.
Die große Mehrheit der Unternehmen arbeitet aktuell in verschiedenen Unternehmensbereichen an Digitalisierungsprojekten. Ganz oben stehen dabei Kundenservice und Logistik. Dahinter folgen Verkauf und Buchhaltung. Rund jedes vierte Unternehmen hat Digitalprojekte in der Produktion, im Marketing oder in der Produktentwicklung. Jedes fünfte Unternehmen hat ein solches Projekt im Controlling, nur 17 Prozent im Personalwesen.
Getrieben werden die Digitalisierungsprojekte oft von der Unternehmensspitze. In mehr als der Hälfte der Unternehmen bringt der Vorstand oder die Geschäftsführung die Digitalisierungsprojekte voran. Knapp dahinter folgt die IT-Abteilung. In zehn Prozent der Unternehmen liegt die Verantwortung beim Chief Digital Officer (CDO) oder einer „Leitung Digitalisierung“, in sieben Prozent bei den Verantwortlichen für Unternehmensentwicklung. Aber in jedem neunten Unternehmen kommt die Digitalisierung von der Basis.
Die derzeit viel diskutierte Zukunftstechnologie künstliche Intelligenz hat für 82 Prozent der Unternehmen eine große Bedeutung für die künftige Wettbewerbsfähigkeit, aber gerade einmal 13 Prozent setzen sie ein, 33 Prozent planen es oder diskutieren noch darüber. Das Metaverse halten zwar 44 Prozent für bedeutend, aber jeweils nur zwei Prozent nutzen die Technologie bzw. planen oder diskutieren ihren Einsatz. Und Quantencomputern sprechen 51 Prozent eine große Bedeutung zu, aber praktisch kein Unternehmen nutzt die Technologie oder ist bereits in der Planungs- oder Diskussionsphase. „Als rohstoffarmes Land, das noch dazu vor einem gravierenden demografischen Wandel steht, müssen wir stärker als in der Vergangenheit auf digitale Technologien setzen. Gerade künstliche Intelligenz bietet riesige Chancen und mischt in fast allen Branchen die Karten neu“, so der Bitkom-Präsident Ralf Wintergerst.