SAP Enterprise-Architekten als Game-Changer
Die Modernisierung von ERP-Systemen ist für Unternehmen ein bedeutender Bestandteil ihrer Geschäfts- und Technologiestrategien, um mehr Agilität zu erreichen, anpassungsfähiger und resilienter zu werden. Für SAP-Bestandskunden drängt zudem die Zeit. Spätestens 2030 läuft der Support für ECC 6.0 ab – bis dahin muss die Migration auf S/4 Hana erfolgt sein.
Die meisten Unternehmen haben erkannt, dass SAP S/4 nicht einfach ein neues technisches Release ist. Vielmehr handelt es sich um eine wirkliche Business Transformation, mit der Unternehmen ihre Prozesse verbessern und ihr Geschäftsmodell mit einem digitalen Ansatz neu definieren können. Der postmoderne ERP-Ansatz von SAP bietet die Chance auf verbesserte Integrationen mit innovativen Applikationen in der Cloud, einen verbesserten Zugang zu Echtzeit-Daten, ein intelligentes Datenmodell mit einer vereinfachten Oberfläche sowie die Integration mit modernen Technologien jenseits der klassischen SAP-Welt. Doch der Weg dorthin ist mit Hürden gepflastert.
Komplexität bewältigen
Die bestehenden ERP-Landschaften zeichnen sich durch ein hohes Maß an Komplexität aus – und das gleich auf mehreren Ebenen. Zu diesem Ergebnis kommt auch eine LeanIX-Befragung internationaler Firmen aus dem Jahr 2022. Über 70 Prozent der Unternehmen haben nicht nur ein ERP-System im Einsatz, viele zählen sogar zehn und mehr Systeme. Hinzu kommt, dass häufig verschiedene ERP-Anbieter im Spiel sind. Die Ursachen reichen von individuellen ERP-Lösungen für verschiedene Geschäftsbereiche über gewachsene Strukturen mit länderspezifischen Besonderheiten bis hin zur Akquisition neuer Tochterfirmen mit vorhandenen IT-Systemen, die nicht konsolidiert wurden. Doch wie auch immer diese komplexen Landschaften zustande gekommen sind, stellen sie bereits beim Start des Transformationsprozesses eine enorme Herausforderung dar.
Mit verschiedenen Anbietern und mehreren Systemen endet die Komplexität jedoch nicht, denn ERP-Landschaften sind auch geprägt durch viele individuell konfigurierte Komponenten. Mehr als zwei Drittel der befragten Unternehmen bezeichnen ihre ERP-Landschaft als angepasst oder sogar stark angepasst. Wer aber zukünftig alle Vorteile der SAP S/4 zugrunde liegenden In-memory-Datenbank Hana und des intelligenten Datenmodells nutzen will, muss den Kern der bestehenden ERP-Systeme anfassen und zur Simplifizierung bereit sein. Das heißt, Customizing muss bereinigt, Prozesse müssen redesignt und eigene Z-Programme (Abap-Modifikationen) müssen ersetzt werden. Das erfordert eine hohe Qualität der Stammdaten und großen zeitlichen Aufwand.
Weiterhin weisen ERP-Landschaften einen hohen Integrationsgrad auf und sind eng verknüpft mit der umgebenden Software–Landschaft. Vor der Migration auf SAP S/4 Hana müssen die Abhängigkeiten jedes einzelnen Moduls genau geprüft werden, um bei der Transformation das operative Geschäft so wenig wie möglich zu beeinträchtigen.
Wie können vor diesem Hintergrund kostspielige Verzögerungen bei der ERP-Transformation vermieden werden? Welche Möglichkeiten gibt es, um schon zu einem frühen Zeitpunkt im Prozess fundierte und zuverlässige Entscheidungen zu treffen und Klarheit über die ERP-Ziellandschaft zu erhalten?
Transparenz mit Datenbasis
Enterprise-Architekten können bei diesen herausfordernden Transformationsvorhaben eine Schlüsselrolle übernehmen. Denn die Grundvoraussetzung für den Erfolg der S/4-Transformation ist ein vollständiger, detaillierter und aktueller Überblick über die IT-Landschaft des Unternehmens – und zwar sowohl über die SAP- als auch die Nicht-SAP-Umgebungen. Ohne ein grundlegendes Verständnis der Abhängigkeiten innerhalb der IT-Landschaft kann kein ausgereifter Business Case entwickelt werden, der alle Stakeholder überzeugt und
die Transformation trägt. Mithilfe datenbasierter Software-Lösungen für Enterprise Architecture Management (EAM) liefern Architekten genau diese Informationen und stellen eine Transparenz bereit, die alle Ebenen der IT- und Business–Architektur durchdringt und die gesamte Komplexität abbildet.
Enterprise-Architektur
Als Ausgangspunkt einer strategischen Analyse der Ist-Architektur ermitteln und klassifizieren Enterprise-Architekten die Business Capabilities des Unternehmens und verknüpfen diese mit den zugrunde liegenden Applikationen, IT-Systemen und -Komponenten sowie den relevanten Stakeholdern. So entsteht ein klares Bild, welche Bereiche der Ist-Architektur von der ERP-Transformation betroffen sein werden und welche Verantwortlichen in den Prozess involviert werden müssen.
Transformationsstrategie
Basierend auf der Ist- und der Ziellandschaft modellieren Architekten mit LeanIX mögliche Szenarien für die Migration, definieren deren Einfluss auf die bestehende Architektur und können für jedes Szenario die angestrebte ERP-Architektur zu beliebigen Zeitpunkten visualisieren. Anhand dieser zuverlässigen Informationen kann zum Beispiel über eine Neuimplementierung (Greenfield-Ansatz), eine Systemkonversion (Brownfield-Ansatz) oder eine selektive Datenübertragung entschieden werden.
Wertanalyse
Die Übersicht über Abhängigkeiten zwischen den Applikationen und über die ERP- und Nicht-ERP-Schnittstellen beugt zudem Verzögerungen während der Transformation vor und hilft bei der Wahl der richtigen Transformationsstrategie. In einer klar definierten Roadmap mit festgelegten Meilensteinen für Haupt- und Unterprojekte lassen sich die Fortschritte der ERP-Transformation anschließend nicht nur verfolgen, sondern auch jederzeit bewerten.
Neben Enterprise Architecture Management ist Business Process Transformation die zweite wichtige Säule in der S/4-Transformation. So lassen sich Geschäftsprozesse darstellen und optimieren, auf die betroffene Business Capabilities angewiesen sind. Eine integrierte zentrale Datenbasis – wie sie LeanIX EAM und SAP Signavio seit Jahren durch ihre Zusammenarbeit ermöglichen – hilft dabei, die Transformation aus allen wichtigen Blickwinkeln zu verstehen, zu planen und zu steuern. Die S/4-Transformation kann nur gelingen, wenn sie als kollaborative Anstrengung von Business und IT verstanden wird. Gerade weil es sich nicht um ein technisches Upgrade, sondern einen tiefgreifenden Wandel des Unternehmens handelt, ist es wichtig, dass alle Stakeholder die Transformation mittragen.
Business und IT
Enterprise-Architekten schaffen die notwendige gemeinsame Sprache für Business und IT – mithilfe benutzerfreundlicher moderner EA-Tools und indem sie Informationen über die ERP- und die umgebende Software-Landschaft mit den geschäftskritischen Fähigkeiten des Unternehmens verknüpfen.
Wer sie als Brückenbauer zwischen Geschäftsbereichen und isoliert agierenden SAP-Teams einsetzt und sie als Unternehmensstrategen mit an den Tisch holt, kann seine ERP-Transformation entscheidend beschleunigen und verbessern.