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Sundown für SAP PI/PO: Weichenstellung für Integration

Über Jahre waren SAP PI und PO zentrale Integrationslösungen in vielen Unternehmen. Doch mit dem Wandel zu Cloud, APIs und agiler IT endet ihre Ära: SAP stellt die Weiterentwicklung ein, der Support läuft aus – es ist an der Zeit, die Integrationsstrategie neu auszurichten.
Marcel Kuchler, Abat
2. Juli 2025
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SAP Process Integration (PI) und SAP Process Orchestration (PO) waren über viele Jahre die zentralen Werkzeuge, wenn es darum ging, SAP-Systeme mit Drittanbieter-Systemen zu verbinden und komplexe Geschäftsprozesse über Systemgrenzen hinweg abzubilden. Die Tools haben zuverlässig ihren Dienst getan und sind in vielen Unternehmen tief verankert. 

Doch die Anforderungen an moderne IT-Landschaften haben sich stark ver-ändert, der Trend geht klar in Richtung Cloud, hybride Betriebsmodelle und API-gesteuerte Kommunikation. Geschäftsprozesse sollen flexibler werden, neue digitale Geschäftsmodelle entstehen, und die IT muss schneller auf Ver-änderungen reagieren können. Vor diesem Hintergrund ist es keine Überraschung, dass SAP die Weiterentwicklung von PI/PO eingestellt und den Support bis 2027 oder optional bis spätestens 2030 begrenzt und abgekündigt hat. Unternehmen stehen damit vor der Aufgabe, ihre Integrationsstrategie grundsätzlich neu zu überdenken – nicht nur aus technischer Notwendigkeit, sondern auch als Chance für strukturelle Modernisierung.

Integration Suite: Cloud-nativ 

Mit der SAP Integration Suite steht ein Nachfolger bereit, der sich nicht einfach als Ersatz für PI/PO versteht, sondern eine völlig neue Denkweise in der Inte-gration ermöglicht. Die Integration Suite ist vollständig Cloud-nativ und Teil der SAP Business Technology Platform (BTP). Sie verbindet unterschiedliche Systeme, Datenquellen und Anwendungen – egal, ob sie on-premises, in der Cloud oder -hybrid betrieben werden. Dabei geht es nicht nur um die technische Verbindung, sondern auch um die logische und organisatorische Steuerung von Integrationsprozessen. Die Plattform folgt Prinzipien wie API first, Event-driven Integration und DevOps-Enablement.

Das bedeutet: Integration wird nicht mehr nur zentral in der IT geplant, sondern wandert näher an die Fachbereiche. Sie wird agiler, schneller und – wenn richtig umgesetzt – zum echten Enabler für digitale Geschäftsmodelle.

Alles ist anders

Trotzdem fällt vielen Unternehmen der Umstieg schwer. Der Betrieb von PI/PO ist vertraut. Die Prozesse sind eingespielt, die Schnittstellen dokumentiert – zumindest in der Theorie. Die neue Welt hingegen bringt neue Anforderungen mit sich. Die Technologien sind anders, das Sicherheitsmodell ist anders, die Oberfläche ist neu. Es reicht nicht, alte Schnittstellen einfach zu kopieren, eine echte Migration erfordert eine strategische Herangehensweise. Dabei lohnt sich ein genauer Blick auf die Bausteine der Integration Suite: Cloud Integration ermöglicht die Abbildung von A2A- und B2B-Prozessen mit vorgefertigten Inhalten und grafischer Modellierung. API Management steuert die Nutzung und Sicherheit von Schnittstellen. Event Mesh unterstützt ereignisgesteuerte Architek-turen auf Basis von Messaging- und Event-Brokern – entscheidend für Echtzeitprozesse und lose -gekoppelte Systeme. Open Connectors ermöglichen die einfache Anbindung von über 160 SaaS-Anwendungen wie Salesforce, Microsoft Dynamics oder Workday. Und der Integration Advisor nutzt Machine Learning, um Mapping-Vorschläge zu generieren und Integrationserstellungen zu beschleunigen, was gerade in klassischen EDI- und B2B-Szenarien eine große Hilfe ist.

 Hybrid denken – mit der EIC

Ein weitverbreitetes Missverständnis ist, dass die Integration Suite ausschließlich für Cloud-Szenarien geeignet sei. Das stimmt so nicht. Sie wurde gezielt für hybride Architekturen entwickelt. Hier kommt die Edge Integration Cell ins Spiel. Sie erlaubt es, Integrationsflüsse lokal auszuführen, obwohl sie zentral aus der Cloud verwaltet werden. Das ist in vielen Situationen entscheidend – etwa bei besonders sensiblen Daten, die aus regulatorischen Gründen nicht in die Cloud übertragen werden dürfen, oder an Standorten mit schlechter Netzwerkinfrastruktur. Auch bei der Anbindung älterer Systeme, die nicht internet-fähig sind, bietet die Edge Integration Cell eine praktikable Lösung. Unternehmen behalten so die Kontrolle über ihre Daten und Prozesse, nutzen aber gleichzeitig die Vorteile der zentralen Cloud-Steuerung. Ein echter hybrider Ansatz, der nicht nur technisch überzeugt, sondern auch organisatorisch sinnvoll ist.

Mehr als ein Technologiewechsel

Bei der Migration von PI/PO zur Integration Suite zeigt sich immer wieder ein grund-legender Fehler: Viele Organisationen versuchen, ihre bestehenden Schnittstellen eins zu eins zu übertragen. Das klingt zunächst logisch – ist aber selten nachhaltig. Die neuen Werkzeuge bringen neue Paradigmen mit sich. Wer alte Flows einfach übernimmt, riskiert, die Vorteile der neuen Plattform zu verschenken. Deshalb sollte jede Migration mit einer fundierten Analyse beginnen: Welche Schnittstellen exis-tieren überhaupt? Welche davon sind noch im Einsatz? Welche könnten konsolidiert oder durch Standardfunktionen ersetzt werden? Und gibt es vielleicht Prozesse, die heute aufwendig individuell integriert sind, sich aber mittlerweile über Konnektoren oder APIs wesentlich einfacher abbilden lassen? Diese Fragen sind entscheidend, wenn es darum geht, die Migration als strategische Modernisierung zu verstehen – nicht nur als technischen Umbau.

Darüber hinaus stellt die Umstellung auch die Organisation vor neue Herausforderungen. Die SAP Integration Suite ist kein reines Tool für Integrationsexperten. Sie berührt viele Bereiche: Architektur, Betrieb, Entwicklung und Governance. Rollen müssen neu definiert werden, Verantwortlichkeiten geklärt und das nötige Know-how aufgebaut werden. Ohne gezielte Schulungen und internes Coaching wird es schwer, die neuen Möglichkeiten voll auszuschöpfen. Wichtig ist auch: Die Integration Suite bringt andere Werkzeuge, Konzepte und Oberflächen mit sich als PI/PO. 

Es genügt nicht, sich nur technisch einzuarbeiten. Auch das Mindset muss sich ändern – weg vom rein technischen Inte-grator, hin zum strategischen Gestalter von Datenflüssen.

Was funktioniert – und was nicht

Aus Projekterfahrungen lassen sich klare Erfolgsfaktoren ableiten. Ein umfassendes Integration Assessment ist der erste Schritt. Dabei werden alle Schnittstellen dokumentiert, bewertet und kategorisiert – nach Kritikalität, Komplexität und Zukunftsfähigkeit. Nur so lässt sich ein Migrationsplan entwickeln, der auf fundierten Daten basiert und nicht ins Blaue zielt. Anschließend ist es hilfreich, iterativ vorzugehen – ein Big Bang ist selten praktikabel. Stattdessen bieten sich Migrationswellen an, die schrittweise umgesetzt werden, beginnend mit Pilotprojekten, die klar umrissen sind und sich gut beherrschen lassen. 

Diese frühen Phasen sind nicht nur technisch wichtig, sondern auch für die interne Akzeptanz. Wenn die ersten Anwendungsfälle gut funktionieren, entsteht Vertrauen in die neue Plattform. Gleichzeitig werden wertvolle Erfahrungen gesammelt, die in die folgenden Schritte einfließen können.

Ein weiterer Erfolgsfaktor ist der gezielte Kompetenzaufbau im Team. Viele Unternehmen unterschätzen, wie viel neues Wissen nötig ist. Es geht nicht nur um technische Schulungen, auch die methodische Herangehensweise an Integration verändert sich. 

Der Umgang mit APIs, das Verständnis für Event-Handling oder die Nutzung von vorgefertigten Integrationsinhalten – all das erfordert neues Denken. Wer frühzeitig in Qualifikation investiert, profitiert langfristig. Denn internes Know-how macht unabhängig, agil und reduziert die Abhängigkeit von externen Partnern.

Starten statt warten

Vor diesem Hintergrund ist es ratsam, nicht bis 2027 oder 2030 zu warten. Denn wer zu spät beginnt, läuft Gefahr, unter Zeitdruck schlechte Entscheidungen treffen zu müssen – mit Folgen für Stabilität und Sicherheit der Prozesse. Wenn nicht schon bereits passiert, sollten Unternehmen jetzt mit der Planung beginnen, ein dediziertes Team aufbauen und erste Pilotprojekte umsetzen. Die Erfahrungen daraus helfen, den weiteren Migrationsverlauf effizient zu gestalten. Dabei sollte die Migration nicht isoliert betrachtet werden. Die Integration Suite entfaltet als Teil der SAP BTP ihre Stärke erst im Zusammenspiel mit anderen Komponenten wie dem API Management, dem Event Mesh oder dem Business Process Management. Wer das berücksichtigt, schafft nicht nur eine moderne Integrationsarchitektur, sondern legt den Grundstein für eine ganzheitliche digitale Transformation und Innovationen.

Die Ablösung von PI/PO ist also nicht nur notwendig, sondern auch sinnvoll. Denn das eröffnet die Möglichkeit, bestehende Strukturen zu hinterfragen, Prozesse neu zu denken und die eigene IT-Landschaft fit für die Zukunft zu machen. 

Die SAP Integration Suite bietet dafür die technischen Werkzeuge. Entscheidend ist aber, wie Unternehmen damit umgehen. Wer frühzeitig aktiv wird, die Migration strategisch angeht und das Thema Integration nicht als lästige Pflicht, sondern als Chance versteht, kann langfristig profitieren – durch mehr Flexibilität, geringere Komplexität und die Fähigkeit, schneller auf neue Anforderungen zu reagieren.

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Marcel Kuchler, Abat

Marcel Kuchler ist Senior Consultant für SAP Data Analytics und Intelligent Technologies bei Abat


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Die Arbeit an der SAP-Basis ist entscheidend für die erfolgreiche S/4-Conversion. 

Damit bekommt das sogenannte Competence Center bei den SAP-Bestandskunden strategische Bedeutung. Unhabhängig vom Betriebsmodell eines S/4 Hana sind Themen wie Automatisierung, Monitoring, Security, Application Lifecycle Management und Datenmanagement die Basis für den operativen S/4-Betrieb.

Zum zweiten Mal bereits veranstaltet das E3-Magazin in Salzburg einen Summit für die SAP-Community, um sich über alle Aspekte der S/4-Hana-Basisarbeit umfassend zu informieren.

Veranstaltungsort

FourSide Hotel Salzburg,
Trademark Collection by Wyndham
Am Messezentrum 2, 5020 Salzburg, Österreich
+43-66-24355460

Veranstaltungsdatum

Mittwoch, 10. Juni, und
Donnerstag, 11. Juni 2026

Early-Bird-Ticket

Reguläres Ticket

EUR 390 exkl. USt.
verfügbar bis 1.10.2025
EUR 590 exkl. USt.

Veranstaltungsort

Hotel Hilton Heidelberg
Kurfürstenanlage 1
D-69115 Heidelberg

Veranstaltungsdatum

Mittwoch, 22. April und
Donnerstag, 23. April 2026

Tickets

Reguläres Ticket
EUR 590 exkl. USt
Early-Bird-Ticket
verfügbar bis 1.10.2025
EUR 390 exkl. USt
Veranstalter ist das E3-Magazin des Verlags B4Bmedia.net AG. Die Vorträge werden von einer Ausstellung ausgewählter SAP-Partner begleitet. Der Ticketpreis beinhaltet den Besuch aller Vorträge des Steampunk und BTP Summit 2026, den Besuch des Ausstellungsbereichs, die Teilnahme an der Abendveranstaltung sowie die Verpflegung während des offiziellen Programms. Das Vortragsprogramm und die Liste der Aussteller und Sponsoren (SAP-Partner) wird zeitnah auf dieser Website veröffentlicht.